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meet.me / meet.me.2 (2004)

meet.me / meet.me.2 | Aufführungen | Ensemble


Eine physikalische Auseinandersetzung mit dem Chatten im Internet: "meet.me / meet.me.2" als Vorrecherche zum Abendfüller CHAT.

meet.me - soda project

Aufgegriffen wird das Thema "chatten" und die Absurdität der pseudo-anonymen Kommunikation. Oder komplexer: Die Absurdität der virtuellen "Begegnungen" von pseudo-anonymen Persönlichkeiten. Im Vordergrund stehen die Fragen, wie anonym und wie glaubwürdig eine Persönlichkeit, ein Mensch im Internet-Chat wirklich sein kann. Sind echte Begegnungen möglich oder flüchten wir in die Virtualität, weil wir den Druck der Realität nicht mehr ertragen?

Chatten ist in. Jeden Tag treffen sich unzählige Menschen in Chat-Räumen, unterhalten sich virtuell zu Lebensfragen, diskutieren Herzensanliegen online, smalltalken über Internet, plaudern und flirten anonym. Es ist die neue Art der einfachen und zwanglosen Kommunikation im Internet, und wer einmal gechattet hat, scheint sich immer wieder online treffen zu wollen - zum Chatten versteht sich, unterteilt nach Themenkreisen.

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Gemäss einer online Medienstatistik chatten vor allem 18 - 29-Jährige gerne im Internet, allerdings dicht gefolgt von den 30 - 39-Jährigen und den 40 - 99-Jährigen. Hoch im Kurs sind themenbezogene Diskussionen, bei denen es dann auch öfter mal in Richtung Partnersuche gehen darf.

Jede und jeder darf sich in die virtuellen Chat-Räume schmeissen, sich ebenso unvermittelt verabschieden wie in irgendwelchen Räumen auftauchen, Gespräche ohne Konsequenzen und Schamgefühl unterbrechen, Wildfremde kommunikativ anrempeln und sich an deren virtuelle Hälse werfen.

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Chatten ist die legale Sucht nach unkomplizierter Begegnung, nach dem Kick, dem Adrenalinstoss, jemanden zu "treffen", bei dem es virtuell "funkt". Es ist ein Spiel um Aufmerksamkeit, ein Reiten virtueller Wortwellen. Frei wie ein Vogel springen ChatterInnen von Gespräch zu Gespräch, bleiben ab und an mal beieinander hängen, werden auch mal persönlicher. Nur, was kann man wem wirklich glauben? Sind die schöne Brünette und der muskuläre Schwarze in Realität auch so schön und muskulär?

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Das Bedürfnis, sich mit wildfremden Menschen auszutauschen, zu plaudern, zu flirten, besteht offensichtlich. Ebenso offensichtlich besteht ein Bedürfnis, gegenüber anderen Menschen anonym zu bleiben, sich nicht zu zeigen oder nur das von sich zu zeigen, was man will, was man "im Griff" hat, was man als tolle Eigenschaften erachtet oder was möglichst weit weg von der eigenen Persönlichkeit erscheint. Sich ein selbst definiertes, virtuelles "Gesicht" geben zu können, ist cool und fasziniert. Es fragt sich aber auch, inwiefern die Suche nach sich selbst damit verbunden ist, der Wunsch, nicht nach dem äusseren Erscheinungsbild eingeordnet zu werden, Ideen und Gedanken äussern zu können, die in der realen Öffentlichkeit verpönt sind, derer man sich vielleicht sogar schämen müsste. Oder ganz einfach die Möglichkeit, die eigene Unsicherheit und Scheu vor dem Fremden im Chat umgehen zu können. Chatten passt in die heutige Gesellschaft und trifft das Lebensgefühl auf den Punkt: das Leben spielt sich bei vielen Menschen im Kopf ab. Es ist ein wunderbares Instrument, der Realität zu entfliehen, interaktiv in verschiedene Welten einzutauchen mit der Möglichkeit, verschiedene "Leben" und Persönlichkeiten auszuprobieren.

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Doch selbst bei aller Maskerade, bei allen gefälschten Namen und Persönlichkeitsangaben nimmt man sich doch selbst mit. Die Gedanken und Ideen, die man in einem Chat-Room äussert, kommen doch von einem selbst. Die Art und Form, der Stil, wie man welche Sätze schreibt, welche Wörter benutzt, stammen doch aus der eigenen Wahrnehmung. Trotz der gewählten virtuellen Identitäten drückt die eigene Persönlichkeit durch. Insofern diskutieren, flirten, smalltalken ChatterInnen nicht wirklich anonym, sondern kommunizieren pseudo-anonym.